Erdmut Bramke: TauchblattErdmut Bramke


Information zur Doppelausstellung

"Venosa", Arbeiten auf Leinwand
12.05.2000 - 30.07.2000

"Tauchblätter", Arbeiten auf Papier
13.05.2000 - 08.07.2000

Die Galerie widmet der in Stuttgart lebenden Künstlerin ihre dritte Einzelausstellung in München, dabei zeigt sie Werke, die in den letzten drei Jahren entstanden sind.

Farbe und Struktur sind Themen der Malerei Erdmut Bramkes (*1940). Sie bestimmen ihr Werk seit den 70er Jahren. Wenn die frühen Bilder noch von netzartigen Gitterstrukturen überzogen waren, entwickelten sich die Bilder der 80er Jahre freier und malerischer aus der Geste heraus. Ihre Pinselstrukturen sind, anders als im Informell, nicht Ausdruck augenblicklicher Befindlichkeit, sondern bleiben individuelle, künstlerische Handschrift. Gestalterische Grundkomponente ist die enge Verbindung zwischen Farbe und Malgrund, also Leinwand oder Papier.
In den jüngsten Leinwandarbeiten, die nach der italienischen Stadt "Venosa" benannt sind, kehrt die Künstlerin den Malvorgang um und trägt die Farbe auf der Bildrückseite auf, so dass die vom Keilrahmen verdeckten Randzonen weitgehend ausgespart bleiben. Die Komposition wird dabei seitenverkehrt aufgebaut, denn die dünnflüssigen Farben erzeugen beim Durchsickern auf die Bildfront einen verschleierten Effekt. Die zuerst aufgetragene Farbe wird zum Filter und zum bestimmenden Malgrund, der das Auge des Betrachters in gewollte Unschärfen lenkt. Der Pinselstrich als Ausdruck individueller Geste wird objektiviert, indem er die Leinwand passiert und die gewohnte scharfe Konturierung verliert. Damit verzichtet Erdmut Bramke bewusst auf die völlige Kontrolle des Malprozesses und erzeugt eine diffuse und dennoch kontrastierende Farbigkeit.
In den "Tauchblättern" findet eine Übertragung des indirekten Malvorganges auf Papier statt. Die Eigendynamik der Farbe als Flüssigkeit wird zum gestalterischen Grundprinzip. Farbe wird in Wasserschalen aufgelöst, in welche saugfähige Büttenpapiere "eingetaucht" werden. Die Farbe findet ohne zusätzliche Hilfe durch den Pinsel ihren Weg aufs Papier. Die meisten Blätter sind das Werk mehrerer "Tauchbäder", wobei die Künstlerin zunächst die Art des Farbklanges bestimmt. Zudem wird die Farbwirkung durch die Stärke der Farblösung und die Dauer des Einwirkens bestimmt. Das Blatt kann vollständig oder nur partiell untergetaucht werden. Wenn die Blattmitte getaucht wird, sind die Ränder ausgespart, oder ein andermal befindet sich eine gesamte Blatthälfte unterhalb des flüssigen Farbspiegels und die Pigmente wandern langsam auf der trockenen zweiten Hälfte hoch. Nicht jedes entstandene Blatt genügt den Ansprüchen der Künstlerin. Spannungslose und überreizte Blätter werden aussortiert. Nicht das Konzept, sondern die ästhetische Stimmigkeit der Papierarbeiten zählt.

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